Die Feiertage bestimmen sich in Äthiopien nach dem julianischen Kalender. Sie finden nach gregorianischem Kalender nicht immer am selben Tag im Jahr statt. In diesem Jahr 2017 findet Ostern sowohl im julianischen als auch im gregorianischen am selben Tag (8. Miazya 2009 bzw. 16. April 2017) statt.

Die strenge Fastenzeit endet am Karsamstag zu Mitternacht. Hierzulande gilt: „Ohne Eier ist es kein richtiges Osterfest“. Das Ei ist zum Symbol für das Osterfest geworden. Es steht für eine vollkommende Form des neuen Lebens.

Ostern wird in vielen afrikanischen, christlich geprägten Ländern, gefeiert. Ländern Andere Länder, andere Sitten. Das trifft auch auf das Osterfest zu. Wie das Osterfest gefeiert und gestaltet wird, unterscheidet sich von Land zu Land. Generell spielt in den christlich geprägten Ländern Ostern eine große Rolle. Das gemeinsame Essen am Mittags- bzw. Abendtisch im Kreise der Familie gibt das Gefühl von Geborgenheit.

In Äthiopien ist Ostern die wichtigste Feier und im ganzen Land feiern Christen und Muslime das Fest. Die Osterzeit ist bunt an Kultur, Kulinarik, Brauchtum und Tradition. Dabei hat jedes Bundesland hat seine regionalen Besonderheiten.

Palmsonntag / Hosaena beginnt am letzten Sonntag vor dem Osterfest und erinnert an den Einzug Jesus in Jerusalem. Palmzweige/Palmwedel (Zembaba) werden gesegnet und anschließend wird die Messe gefeiert. Schon morgens strömen die Menschen in die Kirche. Die Prozession nach der Messe ist der Höhepunkt des Tages. Die Menschen ziehen mit den Palmzweigen um die Kirche. Dazu wird gesungen und gebetet. Der Umzug erfolgt drei Mal.

Die Karwoche / Hemamat hat eine besondere Bedeutung. Karwoche steht für die Woche von Schmerzen und ist eine Trauerwoche. Damit wird an die Kreuzigung von Jesus und an seinen Tod erinnert. In der Karwoche schweigen die Kirchenglocken.

Der Gründonnerstag ist ein besonderer Tag. Es wird die Zeremonie der Fußwaschung durchgeführt. Strenggläubige nehmen von Donnerstagnachmittag bis inklusive Karsamstag kein Essen und keine Getränke zu sich. Ein am Gründonnerstag beliebtes Gericht ist Gulban. Es handelt sich dabei um gekochtes Getreide.

Karfreitag ist ein Ruhetag, ein strenger Fastentag. Viele Christen schweigen an diesem Tag und gehen in die Kirche. Traditionell findet in der Kirche keine Messe statt. Es gibt nur Sondergebete und Kniebeugen. Ab ca. 15 Uhr findet zur Kreuzstunde / Todesstunde Jesu das Karfreitags-Gebet statt. Es folgt eine feierliche Prozession. Dabei tragen dunkel gekleidete Priester und Diakone das Kirchenkreuz rund um die Kirche. Der Umzug wird von Gebeten und Gesängen begleitet. Es wird daran erinnert, als Jesus einst sein Kreuz durch die Straßen Jerusalems trug.

Der Ostersamstag ist der Tag der Grabesruhe Jesu. Als die Osternacht gilt die Nacht vom Ostersamstag auf den Ostersonntag. Anlässlich der Auferstehung Christi wird bis ca. 3 Uhr Früh ein Gottesdienst gefeiert. Nach einem alten Brauchtum putzen am Samstag die Menschen ihre Häuser. Am Sonntag wird frisch geschnittenes Gras (Qetema) am Boden verstreut. In vielen Orten wird in der Osternacht vor Einbruch der Dunkelheit das Osterfeuer vor Häusern und Kirchen entzündet.

Vor und während der Messe ziehen die Menschen mit Kerzen und Fackeln in die Kirche. Die Christen warten die ganze Nacht bis um Mitternacht die Auferstehung durch Glockenläuten angekündigt wird. Die Messe dauert bis in die Morgenstunden.

Am Ostersonntag kommt die Familie zusammen. Es wird gemeinsam getrunken und von einer großen Platte (Mesob) Injera gegessen. Viele kaufen ein Schaf, eine Ziege oder einen Ochsen und schlachten selbst. Ochsen werden häufig gemeinsam gekauft, das Fleisch wird geteilt.

Es gibt unterschiedliche Geschenke, die überbracht werden. (Schwieger-)Kinder bringen den Eltern ein lebendes Lamm oder eine Ziege, das nach Ostern geschlachtet wird. Die österliche Vielfalt bietet an jedem Ort abwechslungsreiche Köstlichkeiten: Osterbrot, selbst gemachtes Essen oder hausgemachtes äthiopisches Bier (Tella).

Meist wird zum Osterfest Huhn-, Lamm- oder Rindfleisch und selbst gebackenes traditionelles Osterbrot serviert. Lammgerichte sind für Ostern typische Gerichte und „Doro wet“ darf ohnehin nicht fehlen.

Ostern ist ein sehr traditionelles Fest, das die gesamte Familie einschließt. Es ist auch ein kulinarischer Höhepunkt des Jahres.

Ein Ostermenü finden Sie im Buch Ostafrikanisch kochen, Gerichte und Geschichte, Verlag die Werkstatt.

Ich wünsche Ihnen Frohe Ostern!