Ostern ist das älteste und es ist das höchste Fest der Christenheit  in Äthiopien. Alle Religionen haben die Tradition des Fastens. Die Fastenzeit ist eine Zeit der inneren Einkehr und eine Zeit, in der dem Körper gelehrt wird, auf etwas verzichten zu lernen.

Ostern wird auf unterschiedliche Art und Weise gefeiert. Die Äthiopische Orthodoxe Kirche berechnet Ostern nach dem julianischen Kalender. Die Fastenzeit dauert von 11. März 2013 bis 5. Mai 2013 (ohne Samstage und Sonntage entspricht dies 40 Tagen Fastenzeit)

In dieser Fastenzeit werden keine tierischen Produkte, also Fleisch, Butter, Eier oder Milch, verzehrt. Außer an Samstagen oder Sonntagen wird bis zu Mittag nichts gegessen oder getrunken. Besonders Strenggläubige essen in den letzten drei Tagen vor der Auferstehung Christi überhaupt nichts.

Wenn der Hahn am Morgen des Ostersonntags zum ersten Mal kräht, dann geht eine lange Fastenzeit zu Ende. In den Städten wird das Ende der Fastenzeit mit einem Kanonenschuss lautstark verkündet.

BRAUCHTUM

Palmsonntag (Hosaena)

Vor dem Ostersonntag ist die Karwoche. Diese beginnt mit dem Palmsonntag, die dem feierlichen Einzug Jesu Christus in Jerusalem, bei dem die Volksmenge Palmwedel auf die Straße legte,  gewidmet ist.

In der Kirche werden Palmenzweige (Zembaba) gesegnet. Diese werden von den Priestern an die Christen ausgegeben und an deren Stirn befestigt. Die Gläubigen schmücken Ihren Kopf und die Stirn mit Palmblättern, die in Form von Kreuzen angebracht werden.

Karwoche (Hemamat)

Die Karwoche, die letzte Woche vor dem Ostersonntag, ist die Kernzeit der österlichen Fastenzeit. Für die Christen ist die Karwoche, mit dem Karfreitag als Todestag Jesu und dem Karsamstag als Ruhetag, auf den der Ostersonntag als Auferstehungstag folgt, die wichtigste Woche des Kirchenjahres.

In der Karwoche werden die Kirchenglocken nicht geläutet. Jeder Ort hat seine eigenen Bräuche, Sitten und Traditionen, wie gefeiert wird.

Am Gründonnerstag, am Karfreitag und am Karsamstag wird als Symbol der Trauer über den Tod Jesu (Gulban) gekochtes Getreide gegessen. Einige Gläubige verzichten von Donnerstagnachmittag bis Ostern auf Essen und Trinken. Am Gründonnerstag feiert das Christentum das letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern. Dazu gehört auch die Zeremonie der Fußwaschung.

Karfreitag (Seqlat)

Am Karfreitag wird dem Todestag, der Kreuzigung von Jesus Christus gedacht. Es ist der höchste Feiertag im Jahr. In der Kirche findet am Karfreitag keine Messe statt, es wird nur ein Sondergebet gehalten und Kniebeugen gemacht. Am späten Nachmittag findet eine Prozession statt.

Am Karsamstag ist Grabesruhe. Mit der Osternachtfeier, welche zu Mitternacht stattfindet, wird die Auferweckung Jesu von den Toten gefeiert. Die Feierlichkeiten erreichen ihren Höhepunkt.

Vor und während der Messe werden Kerzen und „Tuwaff“ angezündet, um an den auferstandenen Jesu Christus zu erinnern. Der Gottesdienst wird mit viel Weihrauch und Kerzen gefeiert. In manchen Orten wird die Feier vom Abend bis zum Morgen gehalten, wobei die Messe den Höhepunkt des Osterfestes bildet.

Ostersonntag (Tensae,  Fasika)

Neben dem großen Frühstück in den Familien gibt es viele andere Osterbräuche. Die Kinder, Schwiegersöhne und –töchter der Familie bringen den Eltern Geschenke. Diese Tradition hat in ländlicheren Gebieten mehr Bedeutung als im städtischen Raum.

Am Ostersonntag wird in fast allen Familien Lamm gegessen. Man trifft sich auch mit der Verwandtschaft, um zu feiern. Meist wird zum Osterfest Huhn-, Lamm- oder Rindfleisch sowie Osterbrot zubereitet. Typische Gerichte sind Doro Wet (Ostafrikanisch Kochen, Seite 121), Yetibs Wet (Ostafrikanisch Kochen, Seite 99), Alicha (Ostafrikanisch Kochen, Seite 106), Kitfo (Ostafrikanisch Kochen, Seite 108), die alle auf dem Tisch/Esskorb (Mesob) serviert werden und einen unverzichtbaren Bestandteil des Festessens bilden.

Der gemeinsame Verzehr und die Freude bei der Zubereitung verbindet nicht nur Familie und Freunde, es ist auch ein kulinarischer Höhepunkt der Feierlichkeiten. Man genießt nicht nur mit Familie und Verwandten, aber auch mit Gästen, die spontan auf Besuch kommen. Das Zusammensein und gemeinsame Essen ist ein wichtiger Teil der Ostertradition.

Nicht fehlen dürfen natürlich auch traditionelle Getränke wie Tella (hausgemachtes Bier), Tej (Met) und Katikala (hausgemachter Schnaps).

In manchen Gegenden werden am Ostersonntag oder den darauf folgenden Tagen Geschenke für Verwandte mitgenommen.

Für den feierlichen Anlass wird frisch geschnittenes Gras „Qetema“ auf dem Boden verstreut.

Was isst man während der Fastentage?

Früher galten Hülsenfrüchte als Arme-Leute-Essen. Aber langsam entdeckt man auch in der modernen Küche die Qualität von Linsen, Bohnen und Erbsen. Hülsenfruchte gehören zu den ersten kultivierten Nahrungsmitteln der Menschheit. Sie zählen zu den hochwertigsten Nahrungsmitteln.

Hülsenfrüchte sind in der Fastenzeit, aber auch für die täglich zubereiteten Mahlzeiten, nicht mehr wegzudenken. Mehr über verschiedene Gerichte mit Hülsenfrüchten findet man im Buch „Ostafrikanisch Kochen“.